Die Experten
"Virologen haben häufig eine sehr
monokausale Sichweise, nach dem Motto:
Ein Virus – eine Krankheit – eine Todesursache."
Prof. Dr. Ulrich Keil, Universität Münster)
Die Fernsehzuschauer und Zeitungsleser kennen (außer Herrn Lauterbach) höchstens eine Handvoll Experten zum Thema Corona, fast allesamt Virologen. Dabei gibt es weltweit unzählige Virologen, Epidemiologen, Hygieniker, Mikrobiologen etc. mit Doktor- und Professorentitel und jahrzehntelanger Berufserfahrung, die die Lage anders sehen als diese wenigen. Sie finden aber bei Medien und Politik kein Gehör, obwohl es doch riskant ist, auf den Rat vieler Koryphäen zu verzichten. Im Internet wurde kürzlich eine Liste solcher Wissenschaftler veröffentlicht, die man kennen sollte: "120 Expertenstimmen zu Corona".
Die Nummer Eins unter den bekannten Experten ist bekanntlich Prof. Dr. Christian Drosten von der Berliner Charité. Er tritt als eine Art zweiter Gesundheitsminister auf, und sein Urteil bestimmte wochenlang das Handeln der Regierung. Er genießt beim deutschen Volk einen erstaunlichen Vertrauensvorschuss; man denkt sich: "Wenn er dieses Vertrauen nicht verdiente, dann hätte ihn die Regierung nicht als Chefberater ausgewählt". Man vertraut ihm also, weil man ihm vertraut: ein klassischer Zirkelschluss!
Ein Zufall brachte mich dazu, noch bevor ich so richtig ins Thema einstieg, die "allmächtige" Expertise von Prof. Drosten in Frage zu stellen – und hier wurde ich Detektiv à la Columbo! Ich war nämlich auf einen Bericht des "Stern“ vom 13. März gestoßen, in dem Drosten mit folgenden Worten zitiert wird: "Wenn ich in eine Kneipe gehe, bestelle ich immer Bier aus der Flasche, seit vielen Jahren. Denn die Biergläser werden – das wissen wir alle – mal durchs Wasser gezogen, aber wie viel Spülmittel da noch drin ist, das möchte man gar nicht so genau hinterfragen." Was hier sichtbar wird, nennt man eine Déformation professionelle: Der arme Mann ist offenbar ein Umweltphobiker! Jedes Kind weiß heute, dass die Stärkung des Immunsystems das A und O für eine gute Infektionsabwehr ist. Das kann man erreichen durch ein gesundes, glückliches, ausgeglichenes Leben: Man bewegt sich, ist viel im Freien, tankt Sonne, ernährt sich bewusst und ausgewogen, schläft viel, vermeidet Stress. Glauben Sie nicht, dass man so ausgerüstet frohen Mutes sein Bier auch mal aus einem vielleicht nicht hundertprozentig sauber gewaschenen Glas trinken kann, ohne schwer zu erkranken? Wenn Prof. Drosten das seinem eigenen Immunsystem nicht zutraut, ist er jemand, der von den Kräften des Immunsystems entweder nichts weiß oder nichts hält. Und dieser Mann will Deutschland durch eine Infektionskrankheit führen? Erinnern wir uns bitte an die Worte von Dr. Wolfgang Wodarg: " 'Wer da immer nur durch sein Mikroskop guckt und meint, er versteht die Welt …' Das war nicht böse gemeint, das waren kluge Leute, aber das waren Fachidioten".
Ich war also von Beginn an skeptisch. Dasselbe gilt auch von Prof. Dr. Alexander Kekulé von der Universität Halle, den zweiten Corona-Medienstar. Denn beide agieren weit über ihr Expertenwissen hinaus und erteilen Ratschläge: mit welchem Recht? Virologie ist ein eng begrenztes Fachgebiet. Nun malen uns aber Prof. Drosten und Prof. Kekulé ständig Szenarien aus, wie sich – nach Modellrechnungen! – die Pandemie ausbreitet und wie Ausstiegspläne aussehen sollten. Dafür, solche Modellrechnungen anzustellen und Szenarien zu entwerfen, sind aber Virologen weder ausgebildet noch zuständig.
Prof. Dr. Hendrick Streeck von der Universität Bonn (dort übrigens Drostens Nachfolger) agiert anders. Er stellt die auf Modellrechnungen beruhende Datenbasis in Frage: "Da muss ja nur ein Faktor in so einer mathematischen Rechnung falsch sein, dann fällt das alles zusammen wie ein Kartenhaus." Auch Drosten sieht dieses Problem, erteilt aber auf dieser wackligen Grundlage Ratschläge. Streeck enthält sich ganz bewusst jedes politischen Rat-schlages mit dem (vielleicht sogar auf den Kollegen gemünzten) Hinweis, dafür sei er kein Fachmann. Überhaupt verhält sich dieser junge Professor sehr geschickt diplomatisch und erlaubt doch jedem, zwischen den Zeilen zu lesen, etwa wenn er sagt: "Wir alle Virologen arbeiten ja anders. … Herr Drosten zum Beispiel arbeitet sehr viruszentriert, also er geht vom Virus aus und schaut sich an: Was macht das Virus denn so besonders, und wie kam das denn zum Beispiel auch von der Fledermaus in den Menschen, und wie breitet es sich aus? Meine Arbeit ist eher, dass ich mir anschaue: Was macht das Virus mit dem Menschen, und wie reagiert das Immunsystem darauf? Wie ist die Klinik (das Krankheitsbild, J.P.) mit dem Virus? Was Herr Drosten kann, das kann ich nicht, … aber was ich mache, kann Herr Drosten nicht so gut wie ich kann. … Da finde ich es eher schade, dass man da eher monothematisch von der Regierung aus rangegangen ist." Sogar innerhalb des bereits hochspezialisierten Fachbereiches Virologie spezialisieren sich also die verschiedenen Fachleute immer noch weiter und weiter, so dass jeder einzelne einen äußerst verengten Blickwinkel hat. Wie sagte doch Wodarg? "Fachidioten".
Der Fernsehzuschauer kennt also Drosten, Kekulé, Streeck, vielleicht auch den Pathologen Prof. Dr. Klaus Püschel aus Hamburg. Streeck und Püschel äußern sich gelegentlich vorsichtig kritisch, und so glauben die öffentlich-rechtlichen Sender wohl ihrem gesetzlich verpflichtenden (!) Auftrag nachgekommen zu sein, das gesamte Meinungsspektrum abzubilden. Aber die oben erwähnte Expertenliste beweist, dass das nicht stimmt. Und wer hat sich mit denen beschäftigt, die in den nächsten Absätzen zu Wort kommen?
Etwa mit Dr. Andres Bircher, dem Enkel des berühmten Schweizer Arztes Dr. Max Bircher-Benner (der durch sein Müesli heute noch fast jedem bekannt ist)? Er sieht in der Corona-Krankheit eine "Grippe mit schönem Namen", der man wie der bekannten Influenza-Grippe leicht mit Immunstärkungsmaßnahmen begegnen kann. Sein Großvater hatte 1918 in seiner Klinik einhundertfünfzig an der Spanischen Grippe erkrankte Soldaten "mit hyperthermischen Bädern, mit Physiotherapie und mit veganer Frischkost, Rohkost … alle durchgebracht. Ihm ist keiner gestorben." Das war etwas Besonderes, was anderen Ärzten mit anderen Therapien nicht gelang. Auch in der heutigen Situation empfiehlt Dr. Bircher jedem diese Hausmittel. Gefragt, warum uns das andere Ärzte nicht sagen, antwortet er: "Dieses Wissen ist nicht vorhanden im Allgemeinen. ... es wird in der medizinischen Schulung nicht mehr gelehrt und ist nicht mehr bekannt in den Universitäten." Und nicht nur Alternativmediziner wie Dr. Bircher setzen aufs Immunsystem, sondern auch Schulmediziner in Hochschul-positionen wie Frau Prof. Dr. Brigitte König, die an der Universität Leipzig an den fürs Immunsystem wichtigen Mitochondrien forscht: "Es wird gefragt: Wann kommt der Impfstoff? Welche Medikamente können wir anwenden, ist es ein Anti-Malaria-Mittel, ist es ein Anti-HIV-Mittel, eines gegen Ebola? Aber das Wichtigste vergessen wir im Moment. Die stärkste Waffe ist eigentlich unser Immunsystem. Unser Immunsystem kämpft tagtäglich … gegen die Viren. … Wir sollten nicht in Panik verfallen, sondern wirklich sagen: Unser Immunsystem hat uns bis jetzt geholfen, es wird uns auch weiter helfen!" Die Stärkung des Immunsystems spielt im öffentlichen Umgang mit dem Virus aber überhaupt keine Rolle, das wundert nicht nur mich.
Exkurs: An dieser Stelle will ich von einer Vision erzählen, die ich gleich zu Anfang der Krise hatte. Denn als Künstler, der mit Leib und Seele das jahrhundertealte innovative, humanistische, phantastische, tiefgründige (hier kann jeder nach Lust und Laune weitere wunderbare Attribute einfügen) Geistesleben unseres Volkes liebt, empfand ich es von Anfang an als tiefe Kränkung, mit ansehen zu müssen, wie phantasielos und plump man mit der Situation umging: Mit dem Holzhammer großflächig auf unser Land draufzuhauen, galt als alternativlos! Dabei (und damit kommen wir gleich wieder zum Thema Immunsystem) gäbe es so liebenswerte Alternativen. Als unser Finanzminister verkündete, er wolle Milliarden ohne Grenzen quasi in einer "creatio ex nihilo" locker machen, malte ich mir aus, wie wunderbar man die einsetzen könnte: Die Kantine jedes Betriebes, jeder Schule, jedes Kindergartens, jedes Krankenhauses und jedes Alten- und Pflegeheimes wäre angewiesen worden, nur noch beste, vitaminreiche und ausgewogene Vollwertkost anzubieten. Die strenge Reglementierung der Kosten (jedes Essen darf nur eine lächerliche Summe kosten) wäre großzügig aufgehoben worden, denn die Regierung hätte ungefragt hohe Zuschüsse dafür überwiesen. In jeder Schule wäre es Pflicht gewesen, Sonnentage auszunutzen, um den Unterricht ins Freie zu verlegen, da bekanntlich der Aufenthalt im Sonnenschein das Gesündeste und Immunstärkendste ist, was man sich vorstellen kann. (Der Großvater meiner Frau, der Reformpädagoge Hermann Harless, unterrichtete seine Schüler im Landschulheim Marquartstein im Frühling und Sommer immer draußen!) Aus demselben Grund wäre jeder Betreiber einer Sauna oder ähnlich gesundheitsfördernden Wellnessanlage verpflichtet worden – selbstverständlich gegen eine angemessen großzügige Entschädigung, – seine Anlage kostenlos für jedermann zu öffnen (Ansteckungsvermeidung hätte man hier leicht organisieren können). Teilflächen von Parkplätzen an Supermärkten und anderen großen Geschäften wären mit Liegen zum Sonnenbaden ausgestattet worden, ältere und kränkliche Personen wären von freundlichen Mitarbeitern am Eingang empfangen worden mit dem Angebot, die Einkäufe nach Anweisung zu erledigen, während die Kunden es sich im Liegestuhl bequem machen und die Sonne genießen können, dazu wäre ein frisch gepresster Fruchtsaft angeboten worden – selbstredend ohne Aufpreis. Überhaupt wären die frisch gepressten Fruchtsäfte an jeder Straßenecke von freundlichen Polizisten (unseren Freunden und Helfern) verteilt worden, dazu Gesundheitsinformationen, wie man sein Immunsystem nach der Methode des Spanische-Grippe-Bezwingers Dr. Bircher-Benner stärken kann. – Finden Sie diese Vorstellungen naiv und irrational? Gegenfrage: Wie rational ist es, die ganze Gesellschaft abzuschalten?
Zurück zu den Experten, und damit zum Thema "Tests". Da ist erstens zu fragen: Wird denn ein erkrankter Patient nur auf Sars-CoV-2 getestet oder auch auf andere Viren? Anders formuliert: Ist es sicher, dass jemand, der positiv auf dieses Virus getestet wurde, nicht möglicherweise genauso schwer oder womöglich noch entscheidender durch andere Viren geschädigt wird? Dazu nochmals Frau Prof. König: "Man lässt sich im Moment eine riesige Chance entgehen, und zwar zu schauen: Welche Viren sind denn eigentlich in den Abstrich-Tupfern, also welche Viren zirkulieren im Moment? Ist es das Respiratory-Syncytial-Virus, ist es das Metapneumovirus, ist es das Rhinovirus, ist es Influenza A oder Influenza B, oder auch die ganz normalen Corona-Viren, die jedes Jahr zirkulieren, oder haben wir im Moment vielleicht viele Pneumokokken, die auch nicht zu unterschätzen sind? … Und … es gibt bestimmte Viren, da kriegt man sehr schnell eine Superinfektion mit bestimmten Bakterien: Bei Influenza folgt häufig ein Staphylokokkus aureus, und die Pneumokokken können das natürlich alles verstärken." Wer hier logisch weiterdenkt, bekommt Zweifel an der alleinigen Schuld der Sars-CoV-2-Viren: Diese Alleinschuld wird ihnen zugeschoben, weil auf andere Viren gar nicht getestet wird.
Zweitens: sind die sogenannten PCR- (Polymerase-Kettenreaktions)-Tests überhaupt zuverlässig? Dazu äußert sich Dr. Claus Köhnlein. Er ist Internist mit eigener Praxis in Kiel, war zuvor tätig an der onkologischen Abteilung der dortigen Universitätsklinik, und schrieb das Buch "Der Virus-Wahn". Er sprach mehrmals mit dem Erfinder dieser Tests, dem Nobelpreisträger Kary Mullis, und weiß zu berichten, dass der sie höchstselbst als ungeeignet für derartige diagnostische Maßnahmen bezeichnet hat.
Dr. Köhnlein ist auch aus einem anderen Grund ein interessanter Experte. Er berichtete nämlich über die Behandlung eines Corona-Patienten mit zahlreichen immunsuppressiven Medikamenten in Italien, die in der Fachzeitschrift "Lancet" beschrieben wird, und die er so beurteilt: "Aus meiner Sicht ist diese Behandlung ein Kunstfehler und hat den Patienten umgebracht. … Wenn so etwas im 'Lancet' steht (auch wenn's hier ungünstig ausgegangen ist) als Paradebeispiel, dann befürchte ich, dass die Kollegen nach so einem Schema dort unten auch vorgehen." Das bedeutet, dass sehr viele Patienten in Italien an der Therapie und nicht an der Erkrankung gestorben sein könnten! – Auch schüttelt Köhnlein den Kopf über Prof. Streecks Erkenntnis, dass alle Covid-19-Patienten einen vorübergehenden Geruchs- und Geschmacksverlust erleiden. Das sei bei grippalen Infekten gar nichts Besonderes – sagt der Facharzt , der seit zwanzig Jahren bei jeder Grippewelle mit hunderten hustenden und schniefenden Patienten umgeht und dabei auch erfolgreich dafür sorgt, sich selbst nicht anzustecken. Ich frage mich: Bei wem würde ich mich mit einer Grippe besser aufgehoben fühlen? Bei dem erfahrenen Praktiker oder bei dem Virolgen, der die Grippewellen in seinem Labor in Gesellschaft von Reagenzgläsern, Mikroskopen und Computern verlebte?
Dr. Wolfgang Wodarg wurde schon erwähnt. Er ist derjenige, der mit einem Artikel im Flensburger Tageblatt vom 29. Februar die große Welle kritischen Nachdenkens ins Rollen brachte: "Ein Nachweis von Coronaviren … ist allerdings ohne klinische Bedeutung. Es ist lediglich einer von mehreren Namen für die akuten Atemwegserkrankungen (ARE), die in jedem Winter bei uns 20 Prozent bis 40 Prozent aller Menschen vorübergehend mehr oder weniger außer Gefecht setzen. Die häufigsten Erreger akuter Atemwegserkrankungen waren nach einer guten Studie aus Schottland: 1. Rhinoviren, 2. Influenza A Viren, 3. Influenza B Viren, 4. RS Viren und 5. Coronaviren. Diese Reihenfolge wechselte dabei von Jahr zu Jahr etwas. Auch bei Viren in Konkurrenz um unsere Schleimhautzellen gibt es offenbar ein wechselndes Quorum, wie wir es aus unserem Darm bei den Mikroorganismen und aus dem Bundestag bei den Parteien kennen." Das ist eine ähnliche Sicht wie die von Prof. König und bedeutet, dass es keine große Rolle spielt, welche Viren an Ihrer Erkältung schuld sind, weil der klinische Befund in allen Fällen im wesentlichen derselbe ist.
Wodarg ist in den letzten Wochen viel Unrecht geschehen. Ich will deshalb seine Vita an dieser Stelle einmal vollständig zitieren: "Dr. med. Wolfgang Wodarg, geb. 1947, ist Internist und Lungenarzt, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin sowie für öffentliches Gesundheitswesen und Sozialmedizin. Nach seiner klinischen Tätigkeit als Internist war er u.a. 13 Jahre Amtsarzt in Schleswig-Holstein, gleichzeitig Lehrbeauftragter an Universitäten und Fachhochschulen und Vorsitzender des Fachausschusses für gesundheitlichen Umweltschutz bei der Ärztekammer Schleswig-Holstein; 1991 erhielt er ein Stipendium an der Johns Hopkins University/Baltimore/USA (Epidemiologie). Als Mitglied des Deutschen Bundestages von 1994 bis 2009 war er Initiator und Sprecher in der Enquête-Kommission 'Ethik und Recht der modernen Medizin', Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, dort Vorsitzender des Unterausschusses Gesundheit und stellv. Vors. des Ausschusses für Kultur, Bildung und Wissenschaft. 2009 initiierte er in Straßburg den Untersuchungsausschuss zur Rolle der WHO bei der H1N1 (Schweinegrippe) und war dort nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament als wissenschaftlicher Experte weiter beteiligt. Seit 2011 ist er als freier Hochschullehrer, Arzt und Gesundheitswissenschaftler und ehrenamtlich als Vorstandsmitglied und AG Leiter (Gesundheit) bei Transparency International Deutschland engagiert." Glauben Sie wirklich, dass jemand mit dieser Erfah-rung von heute auf morgen ohne erkennbaren Grund nur noch Blödsinn erzählt? Interessant ist, dass Prof. Lauterbach (Sie erinnern sich an die Geschichte mit dem Mammografie-Screening?) besonders laut schreit: "Blanker Unsinn! Fake News!"
Wie aus Dr. Wodargs Biografie hervorgeht, war er auch Politiker und initiierte einen Untersuchungsausschuss zur Rolle der WHO bei der "Schweinegrippe". 2009 war eine ähn-liche Panik um die "Schweinegrippe" verbreitet worden wie heute um "Corona". Wodarg und Prof. Dr. Sucharit Bhakdi, von dem noch die Rede sein wird, warnten vor dieser Panik und behielten Recht. Bei ARTE wurde später ein Film gesendet, der den Skandal aufarbeitet: "Profiteure der Angst“. Den sollte man sich anschauen.
Zwei weiteren Fachleuten kommt in dieser Krise eine besonderer Bedeutung zu. Erstens: Dr. Bodo Schiffmann, der ebenfalls schon erwähnt wurde. Er ist HNO-Arzt, Leiter der Schwindelambulanz in Sinsheim, und wollte zur Corona-Problematik eigentlich nur in einem Video Stellung beziehen. Dann aber entwickelte das Ganze eine Eigendynamik, und heute ist er schon bei Video Nr. 42 angelangt. So erzielte er eine mächtige Öffentlichkeitswirkung, so dass es schließlich sogar zur Gründung einer neuen Partei, "Widerstand 2020", kam. Ob sich hier eine neue politische Kraft herausbildet, die 2021 in den Bundestag einziehen kann? Egal welche Meinung man zu der jetzigen Krise vertritt: Jeder Demokrat kann nur wünschen, dass – anders als es jetzt leider geschieht – Probleme von derartiger Tragweite wieder kontrovers im Bundestag diskutiert werden.
Dass Schiffmann in Hinsicht auf seine demokratische Gesinnung über alle Zweifel erhaben ist (obwohl viele Medien einen anderen Eindruck erwecken wollen), erweist sich beim Anschauen eines beliebigen Videos seiner Reihe. Denn er eröffnet und beschließt seine Beiträge mit stets ähnlichen Worten: "Diese Informationen sind meine persönliche Meinung und Ergebnis meiner persönlichen Recherche. Sie unterstreichen mein Recht auf freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit. Covid-19 und Influenza sind Erkrankungen, vor denen man sich schützen sollte. Gerade Risikogruppen benötigen einen besonderen Schutz. Freiheit ist das höchste Gut. Ich mache Fehler, bemühe mich aber um Objektivität. Ich erhebe keinen Anspruch auf die Weisheit. Ich möchte zum Mitdenken anregen. Ich bin für die Einhaltung des Grundgesetzes, Meinungsvielfalt, verpflichtende Expertengremien mit unterschiedlicher Position." Wer Dr. Schiffmann kennenlernen möchte, schaue sich doch sein Gespräch mit Julia Szarvasy an.
Der zweite besonders herauszuhebende Experte ist Prof. Dr. Sucharit Bhakdi. Der gebürtige Thailänder war bis zu seiner Emeritierung Professor der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Leiter des dortigen Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene. Prof. Bhakdi ist nicht „irgendwer“: Der Goldegg-Verlag, der sein Buch „Schreckgespenst Infektionen – Mythen, Wahn und Wirklichkeit“ verlegte, stellt ihn so vor: "Er veröffentlichte über 300 Artikel in internationalen Fachzeitschriften und gehört zu den meistzitierten Medizinforschern Deutschlands. Während seiner mehrfach ausgezeichneten universitären Lehrtätigkeit brachte er in zahllosen Auftritten das Thema Infektionen der Politik und der Öffentlichkeit nahe. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Preisen wurde ihm der Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.“ Dass es nicht meine Meinung ist, jeder, der einen Professorentitel trägt, sei automatisch ein überragender Fachmann, dürfte bereits deutlich geworden sein. Aber dass man einen Mann mit solchem Lebenslauf, der sich in einer so wichtigen Sache zu Wort meldet, als Produzenten von Fake-News beschimpft, ist denn doch zu viel: "Fehlinformationen zu Corona – Wodarg, Bhakdi und Co. im Check“, titelt nämlich das ZDF auf seiner Website. Der einzige Fernsehsender, der ihm Gelegenheit zu einem ausführlichen Interview gab, war der österreichische Privatsender ServusTV.
Prof. Bhakdi beeindruckt mit seiner freundlichen, nachdenklichen, wohl vom Buddhismus geprägten Wesensart. Ein lautes oder unbedachtes Wort kommt ihm nicht über die Lippen, sondern er strahlt Ruhe, Empathie und Wärme aus. Mir bleiben folgende Worte aus seinem ersten Video zur Coronakrise unvergessen: "Schauen Sie: Jeder Mensch, jeder ältere Mensch, hat das Recht, sich zu bemühen, nicht zu den 2.200 zu gehören, die jeden Tag uns verlassen (gemeint ist die durchschnittliche Gesamtzahl der täglichen Todesfälle in Deutschland, J.P.). Hierfür hat er seine Hobbies, betreibt Sport, pflegt seine sozialen Kontakte, besucht Veranstaltungen, und so weiter und so fort. Das fällt jetzt alles weg. Sie können davon ausgehen, dass diese Maßnahmen insgesamt die Lebenserwartung dieser 2.200 Menschen verkürzen werden." Wer sich näher mit dem Schicksal alter Menschen in Pflegeheimen beschäftigen möchte, dem lege ich sehr Imre Grimms Bericht "Corona ist mir egal“ ans Herz.